Kein Mensch hat das Recht zu gehorchen.
"Kants ganze Moral läuft doch darauf hinaus, dass jeder Mensch bei jeder Handlung sich selbst überlegen muß, ob die Maxime seines Handelns zum allgemeinen Gesetz werden kann,..."
Hannah Arendt (1906 - 1975)
Geld als Zahlungsmittel

Wer kontrolliert das Zahlungsmittel?

Oft hört man in den Medien von Bitcoin als dem dezentralen Geld, aber was genau macht ein Zahlungsmittel zentral oder dezentral?

Ist Bargeld ein zentrales Geld, weil eine zentrale Stelle das Zahlungsmittel ausgibt, oder ist es ein dezentrales Zahlungsmittel, weil es ohne zentrale Kontrolle benutzt werden kann? Ist es dann vielleicht immer noch zentral, da es von zentraler Stelle als nicht mehr gültig definiert werden könnte?

Auf der anderen Seite, ist der Bitcoin wirklich dezentral oder würde es seinen Wert beeinflussen, wenn Staaten ihn für illegal erklären? Wer beschließt beim Bitcoin mögliche Änderungen im Algorithmus, also wer stimmt darüber ab, wenn doch die Besitzer anonym sind?

Was steckt eigentlich hinter dieser Frage?
Die Kontrolle über das Geld, sowohl als Wertaufbewahrungsmittel, aber gleichfalls als Zahlungsmittel, bedeutet sehr viel Macht. Diese Macht möchte begrenzt und geregelt sein, ansonsten kann sie unkontrolliert walten.

Es gibt vier Vorgehensweisen dieses Problem anzugehen, es sind auch Kombinationen denkbar:
a. Die Institution mit der Kontrolle über das Geld wird durch Gesetze in ihren Möglichkeiten beschränkt und ihre Zuständigkeiten und Ziele genau beschrieben.
b. Das Geld wird dezentralisiert, so dass eine einzelne Institution oder ein Zusammenschluss von Institutionen dieses nicht mehr beherrschen können.
c. Es existieren parallel mehrere Geldsysteme, so dass es einen Wettbewerb gibt. Durch die Konkurrenz werden die Akteure der einzelnen Geldanbieter beschränkt.
d. Es werden Sachwerte als Zahlungsmittel oder zur Wertaufbewahrung verwendet.

Zentralbanken unterliegen der Kontrolle entsprechend dem Fall a). Sie haben die Hoheit über die Stabilität und die Funktionsfähigkeit des Geldes, dabei sind sie getrennt von den übrigen politischen Fragen. Durch die Instabilität der Finanz- und Währungsmärkte kam es in den letzten Jahren zu einer Aufweichung dieses Prinzips, was direkt zu größeren Problemen führte.

Gold ist ein dezentrales Geld, entsprechend Fall b), es ist ohne Drittpartei benutzbar. Käufer und Verkäufer können unabhängig seine Echtheit und sein Gewicht, d.h. seinen Wert, prüfen.

Der Bitcoin wird oft auch als ein dezentrales Geld bezeichnet. Es basiert auf einem Algorithmus und ist damit vor einfachen externen Eingriffen geschützt. Der Bitcoin braucht jedoch Infrastruktur, wie Computer, Internet und eine Zusammenarbeit von Menschen für das Mining. Staaten könnten das Mining verbieten und damit in die Funktionsfähigkeit des Bitcoins eingreifen. Ob der Algorithmus unveränderlich ist und wer darüber bestimmt ist mir im Augenblick nicht klar. Dies müsste ich zu einem späteren Zeitpunkt nochmal genauer abschätzen.

Parallele Geldsysteme, wie in Fall c) aufgeführt, haben wir heute schon. So sind Edelmetalle eine Ausweichmöglichkeit für alle, die dem staatlichen Geldsystem nicht mehr komplett vertrauen. Diese Ausweichsysteme sind nicht komplett unabhängig, so wird der anonyme Kauf eingeschränkt und in der Geschichte gab es mehrfach Goldverbote.

Zweifeln die Marktteilnehmer an der Stabilität des Geldsystems, dann weichen sie gerne auf andere Vermögensspeicher, entsprechend Fall d), aus. Dies können Immobilien, Oldtimer oder auch Whiskey sein. In der Vergangenheit wurden als tägliche Tausch- bzw. Zahlungsmittel auch Gegenstände wie Zigaretten verwendet.

Ein wichtiger Aspekt bei den oben genannten Methoden ist die Resilienz gegen externe Eingriffe in einer Krise.
Ein Stück Gold ist von seiner Beschaffenheit dezentral nutzbar, ein Staat kann den Besitz verbieten, aber ich kann mit dem Goldstück ins Ausland reisen und dort immer noch damit zahlen.
Gesetze lassen sich in der Krise dagegen recht einfach ändern. Wenn beispielsweise ein Schnitt von 40% für Girokonten beschlossen wird, dann kann ich mich dagegen kaum wehren.
Ähnlich ist es mit dem externen Zugriff auf Immobilien. Beides, der Zugriff auf „mein“ Girokonto, also auch auf „meine“ Immobilie existiert, weil diese bei einer zentralen Stelle registriert sind. Also ist es eigentlich Eigentum unter dem Vorbehalt der zentralen Stelle bzw. des Staates.